Mira-Lobe-Schule
Dortmund
Die Mira-Lobe-Schule - Hintergründig und bemerkenswert
Hintergründig nicht nur, weil das Projekt von außen schwer einsehbar ist, sondern Hintergrund ist vor allem das bemerkenswerte Dortmunder Schulbausystem der 60er und 70er Jahre.
Kriegszerstörungen, Bevölkerungszuwachs und Arbeitermangel machten beherztes Handeln erforderlich, um den Bedarf zu decken. In den 50er Jahren gab es Schule im Zweischichtbetrieb.
Wachstumsprognosen zufolge sollte im Jahr 2000 die 1.000.000 Einwohnergrenze in Dortmund überschritten werden. Die Stadt Dortmund legte 1962 als erste Kommune mit Unterstützung des Landes NRW ein umfangreiches Schulbausystem auf. Es gibt heute ca. 240 Gebäude nur im Bestand der Stadt. Das sind ca. 2/3 des gesamten Schulbaubestandes. Die Gebäude aus dieser Zeit weisen Vorteile und Chancen auf. Man sieht diese Schulbauten auch in Berlin und Hamburg. Denn dahin wurden die Systembauten exportiert.
Die Max–Wittmann–Schule in der Eierkampstraße in Dortmund Hombruch, ist eine davon. Durch die Arbeiten der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Schutz von Mensch und Umwelt wurde mit der Studie »Stoffströme und Kosten in den Bereichen Bauen und Wohnen«, die enorme Bedeutung des Bausektors für die Steuerung einer nachhaltigen Entwicklung belegt. So kommt ca. die Hälfte des Primärabfallaufkommens aus dem Bauwesen, ähnlich sieht es bei dem C02-Ausstoß und somit dem Energieverbrauch aus. Die Abkehr von der Vorstellung der Bauten als »Kurzfristprodukte« und die Hinwendung zur Verlängerung der Lebensdauer im Sinne von Pflege der kapitalen und stofflichen Ressourcen, ist ein Postulat der nachhaltigen Entwicklung.
Diese Erkenntnisse wurden von Marcus Patrias Architekten BDA konsequent in diesem Gebäude umgesetzt sind.
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Die Grundlagenentscheidung, dieses Bauwerk zu erhalten und der Nutzungserweiterung zuzuführen, ist aus ökologischer Sicht und ökonomischer Betrachtung konsequent und richtig.
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Dieser Atrium-Zubau verbessert die Gebäudegeometrie in energetischer Hinsicht und befördert das über 40 Jahre alte Schulhaus auf das Niveau der aktuellen ENEV »Neubau«, ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen an der Fassade. Voher gab es hier ein offenes Atrium, das auf Grund der Niveaudifferenz kaum genutzt werden konnte.
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Der Atrium-Zubau weist eine homogene Materialität auf. Es wurde bewusst auf Verbundwerkstoffe und Beschichtungen verzichtet. Die Entscheidung mit Akustikziegeln, welche hochkant mit variierenden Stoßfugen vermauert sind, bricht manche Konvention, erhöht aber die Aufenthaltsqualität und somit den Nutzwert.
- Der multifunktionale Bereich – Atrium und Speisesaal – ermöglicht übergeordnete Nutzungen, evtl. sogar zu einem kleinen Stadtteilzentrum. Die Schule ließe sich ins städtische Leben integrieren.
Das Projekt hat Modellcharakter.
Standort
Dortmund Hombruch
Bauherr
Städtische Immobilienwirtschaft
Fertigstellung
März 2012
Baukosten
3,5 Mio Euro
Team
Katharina Wyss
Claudia Focking
Ina Sommer
Foto: Michael Rasche, Dortmund